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Michael Jackson ist noch immer tot - ist wohl was Ernsteres |
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Verfasst am Do 02 Jul, 2009 20:25 von Kanzler |
Die knapp 150 Deutschen, die als fernsehlose Mennoniten im kirgisischen Dorf Rot-Front wohnen, mal ausgenommen, weiß es wohl inzwischen jeder: Michael Jackson ist nicht mehr da und sorgt mit seiner Abwesenheit für ein beispielloses Aufsehen. Während die Nachricht seines Ablebens sicherlich für tumultartige Szenen in verschiedenen Redaktionen gesorgt hat, war bereits einen Tag später förmlich spürbar, wie sich gegenübersitzende Journalisten die Frage der Fragen stellten: "Und nu ?". Kein Hinweis auf Mord, kein Abschiedsbrief, kein gar nix und das riesige Problem weiterhin News über ein weltweit bedeutsames Ereignis produzieren zu müssen.
Für den ersten Tag reichen im allgemeinen irgendwelche abstrusen Theorien unterhalb der eigentlichen Nachricht des Ablebens. Spätestens am zweiten Tag ist dann aber deren Informationsgehalt auf Null gesunken, weil ... weiß ja dann schon jeder Bescheid. Darum wurden die erlösenden Worte "Medikamente", "Überdosis" und "Drogen" auch dankbar aufgesaugt. Mit diesen Zutaten konnte dann auch schon wieder jeder Depp eine Story bauen. Dazu mußte die vorgegebene Wortkette einfach sinngemäß in Richtung Wurzel erweitert werden:
Michael Jackson muß riesige Probleme gehabt haben. Wahrscheinlich finanzieller Art und außerdem sieht das Ganze irgendwie danach aus, als wäre die geplante Tournee einfach zu viel für ihn gewesen. Er war ja sowieso schon ein Wrack. Dazu haben ihn die Prozesse wegen dieser Kindersachen ja gemacht. Beweis-Videos und die letzten Fotos liegen im Internet. Jetzt müssen nur noch haufenweise auskunftsfreudige "engste Freunde" gefunden werden und mindestens Einer, der das alles schon immer kommen sah. Ab dieser Stelle sind die Fernsehsender im Vorteil. Die können jetzt nämlich noch eins drauf setzen und den ganzen Mist von irgendeiner Promi-Expertin vortragen lassen. Die erkennt man übrigens daran, daß sie zwar immer im Studio zu sehen ist aber nie im direkten Einzugsbereich der Promis, über die sie so gut Bescheid weiß. Es sei denn, es geht dabei um jemanden wie Jürgen Drews, der im Geseier Zuhause ist und jede Gelegenheit nutzen wird einfach mal wieder ein bisschen rumzulabern.
Ich habe mir in den letzten Tagen auf vielen namhaften Webseiten die Schlagzeilen und den jeweiligen Bericht durchgelesen. Es ist kein Geheimnis, daß Reportagen die Meinung des Schreiberlings beinhalten und sehr oft mehr Phantasieprodukt als sachliche Nachricht sind aber mittlerweile kriegt man einfach zuviel Kaffeeklatsch. Weil dieser aber eher selten als solcher wahrgenommen wird, führt er zu handfesten Meinungen.
Ob Michael Jackson sich gegenüber Kindern jemals falsch verhalten hat - wer weiß das schon. Jedenfalls hat er wohl nach dem ersten Vorwurf im Jahr 1993 eine außergerichtliche Einigung erzielt, die um die 20 Millionen Dollar gekostet haben soll. Es wäre verständlich, dies als Schuldanerkenntnis zu werten - ginge es um einen Superreichen, der 40 Millionen auf dem Konto hat und mit dieser Zahlung die Hälfte seines Vermögens einbüßen würde. Es sieht jedoch unvorstellbarerweise danach aus, als hätte Michael Jackson nicht einmal bemerken müssen, daß er ein paar zig-Millionen weniger hat. Bei geschätzten Vermögenswerten von 1,5 Milliarden Dollar wären das gerade mal etwas mehr als 1%. 20 Millionen Dollar könnte in diesen Sphären also durchaus ein Betrag sein, der mal eben dafür locker gemacht wird leidige Prozesse mit empfindlichen Inhalten zu verhindern. Es fällt sicherlich nicht leicht, sich solch immensen Reichtum überhaupt vorzustellen. Schon gar nicht, wenn man den Schwierigkeitslevel noch weiter erhöht und zur Kenntnis nimmt, daß Michael Jackson im direkten Vergleich mit Leuten wie Bill Gates oder unseren Aldi-Brüdern Zeit seines Lebens ein Sozialfall war. Schwierig wirds, wenn noch Ruhm in gleicher Dimension dazu kommt. So ein Leben mit maximaler Angriffsfläche muß zwangsläufig etwas anders verlaufen und dürfte aus "Normalo-Sicht" nicht zu beurteilen sein. Exzentrisch wirkts vielleicht auch nur aus dieser Perspektive.
Die Bekanntheit Michael Jacksons hat wohl nicht einmal Elvis erreicht und es wird bestimmt auch nicht mehr allzu lange dauern, bis die ersten "sightings" auftauchen und beide inflagranti bei einer Pepsi im Schwarzwald fotographiert werden. Davon mal abgesehen, ist die Bezeichnung "King of Pop" sowieso gerechtfertigt. Der Sound ist sensationell und Michael Jackson konnte sich neben Hochwasser in den Hosen und deichmannartigem Schuhwerk vieles leisten, was anderen zweifellos die Lächerlichkeits-Medaille eingebracht hätte. Dazu reicht ein Blick auf die Konzert-Eröffnung von 1992 in Bukarest:
Würden andere (Jürgen Drews z. Bsp.) minutenlang völlig regungslos vor dem Publikum verharren, dann würde man das für Größenwahnsinn halten. Bei Michael Jackson ist das Größenwahnsinn ... aber ein ziemlich cooler
Leider war ich nie auf einem Konzert. Leider deshalb, weil ich mit Sicherheit eine riesige Show unwiderruflich verpaßt habe. Wie in der Überschrift schon angekündigt: es ist was Ernstes ...
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